Pressebericht: Main Post - 06.06.2019
(Bild Main Post)
Zu einer "ganz besonderen medizinischen Veranstaltung" hat am Mittwochabend das Klinikum Main-Spessart zusammen mit der in Urspringen lebenden Künstlerin Edeltraud Mayer eingeladen.
Die gebürtige Schwäbin musste 2013 die niederschmetternde Diagnose Morbus Parkinson verwinden und fand in der Malerei zunächst Therapie und letztlich einen neuen Lebensentwurf.
Der Vernissage im Speisesaal der Lohrer Klinik wohnten neben der stellvertretenden Landrätin Sabine Sitter und Kreisrat Gerhard Kraft Mayers Familie und 30 Gäste bei. Sie eröffnete zum einen die Ausstellung eines Querschnitts durch das Schaffen der Künstlerin, lenkte aber gleichermaßen den Fokus auf moderne Behandlungsmethoden, wie eben die künstlerische Therapie.
"Eine Vernissage im Krankenhaus, machen wir das, um unsere kahlen Wände zu verschönern?" Der Gedanke sei mitgeschwungen, erläuterte Cornelia Köstler, Geschäftsleiterin der Lohrer Klinik, augenzwinkernd die Beweggründe der Kooperation. Tatsächlich ginge es jedoch um viel mehr, nämlich die Geschichte einer Erkrankung und deren Verarbeitung.
"Ich möchte nicht in den Betrieb zurück, ich möchte weg, einfach weg", beschrieb die damals noch als Geschäftsführerin ihres eigenen Unternehmens wirkende Mayer im Gespräch mit dem Chefarzt der Neurologie, Peter Kraft, die Diagnose als einen extremen Einschnitt in ihr Leben.
Einer Kunsttherapie habe sie anfangs skeptisch gegenübergestanden: »Ich hatte seit der Schulzeit keinen Pinsel in der Hand und wusste gar nicht, was ich tun soll.« Auf Anraten ihres Therapeuten versuchte sie es mit der Illustration des Begriffs Schmerz. Dadurch habe sich etwas in ihr gelöst und sie sei in der Lage gewesen, ihr Leben neu auszurichten.
"Der Blick" heißt sinnigerweise ihr erstes Bild, das auch die Ausstellung einleitet. Das von dunklen Farbtönen dominierte Gemälde, in dessen Zentrum sich ein großer Augapfel befindet, weißt an der Iris eine kleine Beschädigung auf. Zu der sei es bei der letztjährigen Ausstellung im Würzburger Zentrum für Psychische Gesundheit gekommen. "Ich habe immer so auf das Gemälde aufgepasst, aber das war für mich der Moment, in dem ich gesagt habe: ich brauch keinen Blick mehr, ich weiß wo’s langgeht." Trennen würde sich Mayer, die in der Unteren Schlossgasse das Atelier "Art of Life" betreibt, trotzdem nicht von ihrem Lieblingswerk.
Die übrigen Originale und Drucke, die bis Ende Juli im dritten Stock des Krankenhauses zu sehen sind, freuen sich hingegen auf neue Besitzer.
Wer mit der Künstlerin ins Gespräch kommen möchte, hat mittwochs von 14 bis 16 Uhr Gelegenheit. Geplant sind Termine am 12., 19. und 26. Juni, am 3., 10., 24. und 31. Juli.
(Quelle: Main Post)
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