Loading...

Pressebericht Main Post 10.09.2018

»Ich male, was mir mein Gefühl sagt«

Kunst: Edeltraud Mayer eröffnet am 15. September ihre Galerie »Art of Life« an Unterer Schlossgasse

Das Fran­ken­land hat mir neu­es Le­ben ge­ge­ben.« Ihr al­tes Le­ben hat Edel­traud May­er (58) nach ei­ner nie­der­sch­met­tern­den Diag­no­se in Schwa­ben zu­rück­ge­las­sen. Die frühe­re Ge­schäfts­frau lebt heu­te in Ur­sprin­gen und malt. Am 15. Sep­tem­ber er­öff­net sie an der Un­te­ren Sch­loss­gas­se 9 die Ga­le­rie »Art of Li­fe«.

»Mit Kunst hatte ich nie etwas zu tun, ich hatte gar keine Zeit dazu«, sagt Mayer in einem Gespräch mit unserem Medienhaus. Sie war Gründerin und Geschäftsführerin einer Firma für Hebebühnen im schwäbischen Aalen. Lange Arbeitstage, viel Sport, Marathonläufe, Edeltraud Mayer war das, was man eine taffe Geschäftsfrau nennt: »Ich war immer für alles da.«

Allerdings merkt sie jahrelang, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmt, kann die Symptome aber nicht zuordnen. 2013 erhält sie die Diagnose: Morbus Parkinson, unheilbar. Für Mayer bricht eine Welt zusammen: »Für mich war es furchtbar schlimm zuzugeben, dass ich krank bin.«

Zur Maltherapie geraten

Beim Klinikaufenthalt in Konstanz rät man ihr zur Maltherapie. Für sie ist das ein völlig neues Feld: »Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen zu malen.« Die Maltherapie geht sie mit einer ähnlichen Entschlossenheit wie als Geschäftsfrau an: »Ich habe dann Tag und Nacht gemalt. Man weiß gar nicht, was in einem steckt, wenn man es nicht probiert.«

Nach der Therapie besucht sie eine Galerie und kauft ihr erstes großes Bild. Sie erkennt, dass sie in der alten Heimat nicht bleiben kann. Aus der Firma steigt sie aus. Nach Urspringen kommt sie durch die Liebe. Ihr Mann, den sie beim Skifahren kennengelernt und 2016 geheiratet hat, lebt dort.

Sie wird in der Uni-Klinik Würzburg mit neuen Medikamenten behandelt. In der Region gebe es gute Ärzte, sagt sie: »Seitdem geht es mir sehr gut.« Ihre erste Galerie eröffnet sie in Heidingsfeld. »Ich musste etwas tun, wenn ich die Arbeit nicht mehr mache.«

Aber Würzburg ist teuer und zu weit weg. Wegen einer Nachuntersuchung im Krankenhaus kommt sie nach Lohr, erkundet die Umgebung der Klinik und entdeckt die leer stehenden Geschäftsräume an der Unteren Schlossgasse. Lohr sei eine schöne Stadt, »sie ist menschlich, man redet mit dir«.

In der Maltherapie drückt Edeltraud Mayer ihren Schmerz aus. Ihr erstes Bild nennt sie denn auch »Schmerz«, ein wild loderndes Feuer in heftigen Farben. Darüber ist sie hinaus, sie hat sich weiterentwickelt. »Ich male, was mir mein Gefühl sagt.« Bei einem Besuch in Wladiwostok habe sie sich gedacht: »Das ist ja das Ende der Welt, male ich doch den Beginn.«

Aufklärung kommt hinzu

Edeltraud Mayer malt in kräf?tigen Farben abstrakte Bilder, Landschaftsmotive und Porträts, vorwiegend in Acryl und Öl, mit Spachtel- und Mischtechnik. Über die Bilder versucht sie, einen Zugang zu den Menschen zu finden. Ganz wichtig ist ihr die Aufklärung über Parkinson, »dass man davor keine Angst haben muss«. In der Öffentlichkeit sei über die Krankheit viel zu wenig bekannt.

Treffpunkt

Deshalb soll die Galerie auch ein Treffpunkt von gesunden und kranken Menschen werden, um miteinander ins Gespräch zu kommen, einen Kaffee zu trinken, Bilder zu betrachten und sich besser zu fühlen. Im Untergeschoss gibt es eine kleine Lounge zum Ausruhen.

»Natürlich will ich die Bilder auch verkaufen«, fügt sie hinzu. Zu sehen sind Bilder von ihr (»das sind Seelenbilder«), aber auch von Gastkünstlern. So kommt zur Eröffnung die erst 15-jährige Johanna Reichert aus Urspringen mit ihren Werken.

 

Hier gehts zum Originalbericht